Stillprobleme und Fütterstörung

Eine genussvolle und entspannte Nahrungsaufnahme ist, egal in welchem Alter, die Grundlage für ein gelingendes Miteinander-in-Verbindung kommen. Bindung entsteht, wenn Mutter und Baby sich ruhig und neugierig anschauen, wenn sich das Kind liebevoll gehalten fühlt, während es gestillt oder mit der Flasche gefüttert wird. Bindung entsteht genauso, wenn am Familienesstisch mit Genuss und Freude gemeinsam eine Mahlzeit eingenommen wird und alle sich auf Augenhöhe begegnen können.

Voraussetzung dafür ist, dass der motorische Akt des Saugens, Schluckens und Kauens sowie die Wahrnehmung des Mundinnenraumes problemlos möglich sein. Gelingt dies nicht, kann das Essen schnell zu einem Thema werden, welches zu Frust und Stress bei allen Beteiligten führt. Folgende Dysfunktionen können eine entspannte Nahrungsaufnahme oder Mahlzeit beeinträchtigen:

Therapie und Beratung bei Stillproblemen aufgrund von orofazialen Restriktionen – Das zu kurze Zungenband, Lippenband und Wangenband.

Unruhe und Überstrecken beim Stillen, Schwierigkeiten beim Erfassen der Brust, häufiger Vakuumverlust (Schmatzen, Schnalzen, Klicken)?

Aber auch Schmerzen beim Stillen durch wunde Brustwarzen?

 

Wenn sich das Stillen sogar nicht still anfühlt, ist es sowohl für das Baby als auch für die Mutter schwer, diesen Moment entspannt und in inniger Verbindung wahrzunehmen.

Nicht selten führt dies zu einem Abstillen, obwohl Milchmenge und Milchspendereflex adäquat erscheinen.

 

Die oben genannten Symptome können Hinweise auf zu kurze Strukturen im Bereich des Mundes (Lippenband und Wangenbänder) sowie der Zunge (Zungenband) sein. Damit fällt  es dem Kind schwer, die Brustwarze mit seinem Mund vollständig zu umfassen, um diese dann in einer zweidimensionalen Bewegung zu komprimieren. Nicht selten entwickeln die Kinder dann Saugmuster, die im Ergebnis der Nahrungsmenge nicht sehr effektiv  und zudem für die Mutter äußerst unangenehm sein können.

 

Immer häufiger werden diese sogenannten orofazialen Restriktionen erkannt und durch eine Spaltung (Frenotomie) behoben. Wird die entlastete Struktur aber nicht durch ein konsequentes Wundmanagement in Form von wiederholten Dehnungen nachbehandelt, ist die Gefahr insbesondere beim Zungenband groß, dass dieses falsch zusammenwächst. So kommt es, nach einer anfänglichen Verbesserung, wieder zu einem kompensatorischen Saugmuster.

 

Nicht immer ist eine Spaltung erforderlich, manchmal reicht es durch Dehnungen und Übungen die Mund- und  Zungenstrukturen zu mobilisieren.

 

Die Eltern werden in die Techniken eingewiesen und können diese selbstständig zu Hause mehrmals täglich durchführen.

Therapie und Beratung bei Fütterstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter

„Mein Kind verweigert jede Form der Beikost.“

„Sobald auch nur winzige Stücke in der Beikost sind, wird alles wieder ausgespuckt.“

„Seit wir mit festerer Nahrung angefangen haben, verschluckt sich mein Kind ständig.“

„Mein Sohn war schon immer ein schlechter Esser.“

„Eigentlich isst mein Kind nur acht verschiedene Nahrungsmittel.“

„Das Essen ist jedes Mal ein Kampf.“

 

Diese Aussagen kommen Eltern häufig bekannt vor. Nicht immer gelingt ein vollständiger und vielfältiger Nahrungsaufbau ohne Abneigungen und Verweigerungen. Manchmal braucht es einfach nur etwas Zeit und Geduld. Verfestigen sich aber Auffälligkeiten  im Bereich der Nahrungsaufnahme lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

 

Das Thema Essen bzw. das Nicht-Essen im Säuglings- und Kleinkindalter wird schnell zu einem Stressfaktor, da die Sorge um das Gedeihen und die Entwicklung des Kindes zu Hilflosigkeit bis hin zu einem Gefühl des Versagens und der Ablehnung führt.

 

Fütterstörungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Zu den häufigsten gehören Regulationsstörungen und die sogenannte sensorische Integrationsstörung.

Eine Regulationsstörung zeichnet sich durch Probleme der Erregungssteuerung aus. Das kindliche Erleben ist geprägt von „zu viel“ – zu müde, zu aufgeregt, zu überreizt, zu abgelenkt, zu untröstlich u.s.w.. Häufig basiert eine Regulationsstörung auf einer sensorischen Integrationsstörung, bei der es zu einer Veränderung der Wahrnehmung von oberflächen- und tiefensensiblen Reizen sowie von Gleichgewichtsinformationen kommt.

Das Kind kann keine sichere Körpereigenwahrnehmung entwickeln und somit auch nicht adäquat auf seine Umgebung reagieren.

Für Eltern ist es wichtig, die Grundproblematik zu verstehen, um die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und entsprechend reagieren zu können. Dies wird in einer eingehenden Beratung zusammen mit unterstützenden Maßnahmen vermittelt.

 

Stillprobleme bei Dysfunktionen des Kopf- und Kiefergelenkes

Wenn das Stillen zu einer Herausforderung wird, weil Ihr Baby nur in einer ganz bestimmten Position angelegt und bevorzugt nur auf einer Seite gestillt werden möchte, …

Wenn das Kind immer wieder Probleme mit seinem Saug-Schluckrhythmus hat, obwohl die Milchmenge angemessen ist, …

 

… kann es sinnvoll sein, dass Kopf- und Kiefergelenk genauer anzuschauen.

 

Sowohl bei einer Spontangeburt als auch bei einem Kaiserschnitt kommt es zu erheblichen Druckimpulsen auf den kindlichen Schädel, die nicht immer zirkulär symmetrisch wirken. Wenn diese Druckimpulse so kräftig waren, dass es nach der Geburt nicht zu einer gleichmäßigen Entfaltung von Kopf- und Kiefergelenk kommt, kann sich dies auf das Saug- und Schluckmuster auswirken. Es kann zu Aktivierungsproblemen der Mund- und Zungenmuskulatur kommen, die eine entspannte Nahrungsaufnahme deutlich erschweren. Hier ist es wichtig, die Dysfunktionen zu behandeln und den Eltern ein Übungsprogramm an die Hand zu geben, um das Saug- und Schluckmuster zu stabilisieren.